Heinz Buschkowsky: Integration muss konsequent gesteuert werden

von Heinz Buschkowsky,
Bürgermeister des Berliner Bezirks Neukölln

Die friedliche Koexistenz unterschiedlicher Kulturen und die Integration von Menschen in fremde Gesellschafts- und Rechtsgefüge sind keine naturgesetzlichen Selbstläufer, sondern Prozesse, die die Gesellschaft sensibel, aber auch mit Konsequenz steuern muss.

Eine Gesellschaft benötigt für ein möglichst friedliches Miteinander Regeln. Bildung ist in einer hoch technisierten Gesellschaft die Grundlage für die Realisierung des eigenen Lebensentwurfs. Dies gilt auch dort, wo die Werte des Bildungsbürgertums nicht zum Alltag gehören. Allerdings löst das Aussprechen dieser eigentlichen Selbstverständlichkeiten regelmäßig Aufregung aus.

Es sind meist Großstadtlagen, in denen der öffentliche Raum von Verwahrlosung bedroht ist und Arbeitslosigkeit, Verarmung sowie Kriminalität das Sozialgefüge beeinträchtigen und somit die Integration zur Existenzfrage der Zukunft machen. Das gilt auch in Nord-Neukölln, wo in zehn Jahren drei von vier Menschen einen Migrationshintergrund haben werden.

Schon heute bildet hier bei dreiviertel aller Kinder Hartz IV die Lebensgrundlage, erleben Lehrer, dass so gut wie kein Elternteil ihrer Schüler in einem geregelten Erwerbsleben steht, die Zahl der jugendlichen Intensivtäter stetig steigt und die Familien mit sozialer Kompetenz, insbesondere die mit Migrationshintergrund, die Wohngebiete verlassen.
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