Dreihundert Wörter für ein Leben im fremden Land

Etwa sechshunderttausend Mädchen wird in der Türkei immer noch der Schulbesuch verwehrt - trotz staatlicher Schulpflicht. In einigen Provinzen trifft es jedes zweite Mädchen zwischen sechs und vierzehn Jahren.

Jedes sechste türkische Mädchen wird zudem noch minderjährig verheiratet, über lange Jahre auch ohne Einspruch der Behörden nach Deutschland. Traditionelle Familien kaufen gern junge Frauen für ihre Söhne, auf dass Gehorsam und Abhängigkeit auch in Deutschlands ethnischen Kolonien gewahrt bleiben.

Wahr ist am rhetorischen Getöse um ein vermeintliches Anti-Türken-Gesetz nur, dass andere Nationalitäten die Sprachprobleme kaum kennen. Um die türkische Community aber bildete sich eine fragwürdige Schutzgemeinschaft von Politikern der Linken und Grünen, die in der indirekten Aufforderung, das Recht auf Bildung im Heimatland der Bräute ernster als bisher zu nehmen, eine Menschenrechtsverletzung erkannt haben wollen.

Man raunte von Zensur und trauerte den neunziger Jahren nach, als alles noch nach dem Wunsch der Funktionäre lief, die enorme Sprachnot vor allem türkischer Migrantenkinder noch kaum diskutiert wurde und Minderjährige zwecks Zwangsheirat zu Tausenden einreisen durften.

Der zuweilen irrationale Eifer, mit dem deutsch-türkische Funktionäre ihre Deutungshoheit in Integrationsfragen verteidigen, hat offenbar vor allem ein Ziel: ihre Klientel im Zustand der Abhängigkeit zu erhalten.
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