Keiner der maßgeblichen Kritiker würde Muslimen das Recht absprechen, dort Moscheen zu bauen, wo das nach dem Gesetz zulässig ist. Es wird aber die berechtigte Frage gestellt, ob die Cordoba-Initiative nicht sensibler hätte sein müssen bei der Auswahl ihres Standortes. „Sensibel“ meint: Sie hätte erspüren müssen, dass es keine gute Idee ist, ein islamisches Kulturzentrum in direkter Nachbarschaft des Ortes zu errichten, an dem mit – wie auch immer verzerrter – islamischer Begründung das größte Massaker auf amerikanischem Boden seit Pearl Harbour begangen wurde. Wer das nicht versteht, so der Vorwurf, hat Amerika nicht verstanden.
Und das widerspricht eben der amerikanischen Erfahrung. Die Nation hat Fragen von Herkunft und Religion nie so wichtig genommen. Sie hat aber stets einen hohen Druck auf Neuankömmlinge ausgeübt, sich der amerikanischen Kultur anzupassen, damit aus der Vielfalt eine Einheit wird, wie es das Motto „e pluribus unum“ verheißt. Anpassungsleistung und Pluralismus gehören also zusammen. Und das berührt den Kern des Moscheestreits: das Gefühl, manche Muslime seien ihrer Bringschuld nicht nachgekommen, Teil der Gesellschaft zu werden. Willkommen in der europäischen Debatte.
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