Warum es keinen Geschlechterkampf gibt
Geschlechter kann man nicht gleichstellen, ebenso wenig wie Klassen, Rassen, oder Religionen. Man kann nur Individuen gleichstellen. Wenn Individuen vor dem Recht gleich sind, also für alle dieselben Gesetze gelten, dann ist die Gleichstellung erreicht. Wenn es in den deutschen Gesetzen, in der Verordnungen Regelungen gibt, die Frauen verbieten, was sie Männern erlauben oder umgekehrt, dann sollte dies schnellstmöglich geändert werden. Wenn das aber nicht der Fall ist, lässt sich feststellen, dass das Ziel der Gleichstellung der Frauen erreicht wurde und darüber hinausgehende Maßnahmen von Seiten des Staates nicht notwendig sind. Das Gesetz garantiert die Freiheit etwas tun zu dürfen, aber nicht, dass man es tatsächlich umsetzen kann. Es gilt: Wenn die Rechte des Individuums gewahrt sind, dann sind die Rechte der Gruppe auch gewahrt. Welche statistische Verteilung sich dann zwischen verschiedenen Gruppen in verschiedenen Bereichen der Gesellschaft einstellt, ist für die Beurteilung der ethischen Legitimität eines Zustandes irrelevant. Denn auf dem freien Markt konkurrieren nicht Geschlechter miteinander, sondern Individuen.
Die sogenannte Frauen- und Gleichstellungspolitik geht implizit davon aus, dass Frauen homogene, kollektive Interessen haben und dass Männer homogene, kollektive Interessen haben. Die Frauenpolitik sieht sich als politischen Anwalt dieser homogenen, kollektiven Interessen „DER Frauen“. Es ist ganz offensichtlich, dass Feministinnen häufig ihr eigenes Mantra nicht ernst nehmen. Denn diese genannten Annahmen stehen im Grunde in einem krassen Gegensatz zu allem, was Feministinnen seit Jahrzehnten predigen. Feministinnen behaupten, das Geschlecht sei eine soziale Konstruktion, es gäbe eigentlich gar keine biologische, essentielle Substanz, die das Geschlecht konstituieren würde. Das hindert sie aber nicht daran bei Bedarf selbst fröhlich drauflos zu konstruieren. Denn wenn das tatsächlich so wäre, dass es Frauen und Männer eigentlich gar nicht gibt, sondern diese nur soziale Konstrukte sind, wenn Geschlecht wählbar ist, wie das in der extremen Gender-Theorie postuliert wird, wie kann es dann Frauenpolitik, Frauenquoten, Frauensolidarität geben? Sobald es aber darum geht, Frauenpolitik zu machen, werden all diese Einwände über Bord geworfen und dann heißt es, DIE Frauen wollen dies, DIE Männer tun das. Dies ist ein Erfolg für DIE Frau und jenes sei auch gut für DIE Männer. DIE Frauen müssten mehr Selbstbewusstsein haben, DIE Männer müssten mehr zurückstecken. Alles verallgemeinernde Aussagen, die im Grunde nichts anderes sind als aufgeputzte Geschlechterklischees...
In einer freien Gesellschaft hat jeder das Recht, mit dem Einsatz seiner Fähigkeiten unter der Wahrung der Rechte anderer das zu verwirklichen, was ihm erstrebenswert erscheint. Ob dies aus biologischen oder kulturellen oder rein individuell biographischen Gründen geschieht, ist dabei zweitrangig. Das Recht auf das Streben nach Glück heißt allerdings nicht, dass es eine staatlich garantierte Glücksgarantie gibt. Jeder Einzelne hat das Recht zu entscheiden, ob er sich für eine Karriere engagieren möchte oder ob er Kinder möchte oder beides. Einen Anspruch darauf, Karriere zu machen, Kinder zu haben oder beides gleichzeitig zu verwirklichen, den gibt es nicht. Ich kann versuchen meiner Veranlagung entsprechen zu handeln, ich kann aber auch gegen meine Veranlagung handeln. In einer freien Gesellschaft begrenzt die Veranlagung den persönlichen Entscheidungsspielraum nicht durch obligatorische Gesetzesnormen.
Es ist schon auffällig, dass sich über die „Geschlechterungleichheiten“ in Unternehmensvorständen die ganze Republik mokiert, nicht aber über die Ungleichheiten etwa bei der Müllabfuhr.
Gérard Bökenkamp
auf ef-magazin.de
Gérard Bökenkamp: Frauenpolitik in der Kollektivismusfalle: Jeder ist seines Glückes Schmied
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gesellschaft