Spekulanten haben die Währungsunion ins Visier genommen. Sie wetten auf einen Zerfall der Gemeinschaft und treiben die Zinsen der 16 Staaten auseinander. Um den Euro zu retten, will Brüssel die Länder zum Sparen zwingen. Denn Irland, Spanien, Griechenland verlieren offenbar die Kontrolle über ihre Schulden.
Die Krise führt dazu, dass die Unterschiede zwischen den 16 Staaten der Eurozone wachsen. Länder wie Griechenland oder Italien zahlen inzwischen für Staatsanleihen Risikoaufschläge – der Abstand zu den deutschen Bundesanleihen steigt. Irland hatte in der vergangenen Woche offiziell Spekulationen zurückgewiesen, wonach der Internationale Währungsfonds (IWF) in Dublin wegen der prekären Verschuldung des Landes eingreifen müsse.
Spekulanten spielen ein Spiel mit der europäischen Währungsunion. Sie zwingen Länder wie Griechenland, Irland oder Portugal dazu, so hohe Zinsen zu zahlen, als gäbe es den Euro nicht. Die Einsätze bei diesem Spiel sind hoch: Am Ende könnte ein Auseinanderbrechen der Eurozone stehen – die Deutschen hätten dann nach viel Chaos vielleicht die Mark zurück. Oder aber die bundesrepublikanischen Steuerzahler werden für das Fortbestehen der angeschlagenen Union zur Kasse gebeten.
Die schwächeren Länder können zum Beispiel ihre Wirtschaft nicht durch eine Abwertung einer nationalen Währung stützen, wie dies die Briten derzeit vorexerzieren. Auch können sie den Leitzins nicht selbst bestimmen. Da die Aufnahme von Krediten nun immer teurer wird, sind auch der Fiskalpolitik, die mit Konjunkturprogrammen eingreifen könnte, die Hände gebunden. Damit sind sie der Finanzkrise viel stärker ausgeliefert als andere Staaten.
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Der Euro zeigt bereits Auflösungserscheinungen: Die Gemeinschaftswährung fiel gestern erstmals seit Dezember wieder unter die Marke von 1,30 Dollar. Einzelne Länder könnten nach Ansicht der Marktakteure bald aus der Währungsunion ausscheiden. Andere Auguren halten den Staatsbankrott einzelner Mitglieder der inzwischen 16 Staaten umfassenden Eurozone für möglich.
Wie seinerzeit der Meisterstratege George Soros das britische Pfund im Jahr 1992 in die Knie gezwungen hat, haben jetzt seine Nachfolger einzelne Staaten der 16 Länder umfassenden Eurozone ins Visier genommen. Der Unterschied: Während Soros noch gegen eine einzelne Währung spekulieren konnte, ist das bei den jetzt betroffenen Staaten Griechenland, Irland oder Spanien anders. Da diese Mitglied im Euro-Club sind, haben sich die Investoren ein anderes Feld gesucht, nämlich die Staatsanleihen der jeweiligen Länder.
Die Investoren spekulieren bei den schwachen Ländern auf zwei mögliche Debakel: Dass ein Land gezwungen sein könnte, aus der Eurozone auszuscheiden. Schließlich ist der gemeinsame Euro eine Art Korsett gerade für kleinere Staaten. Ein einzelnes Land kann weder den Leitzins seinen Bedürfnissen anpassen, noch zur Ankurbelung der heimischen Wirtschaft eine eigene Währung abwerten. Steht es Spitz auf Knopf, gibt es auch keine nationale Zentralbank und damit die Möglichkeit, die Notenpresse anzuwerfen, um Schulden zu begleichen. "Im Fall eines Euro-Ausstiegs müsste ein Land Bankrott anmelden, sein Bankensystem würde in die Brüche gehen. Darüber hinaus würde ein Ausschluss aus der Wirtschaftsgemeinschaft drohen“, zeigt UBS-Ökonom Paul Donovan mögliche Konsequenzen auf.
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