Was der Wähler nicht will

Der Rechtsruck, der jetzt wie ein Menetekel an die Wand gemalt wird, ist keiner, sondern nur ein Signal für die Rückkehr zur Realität.

Die etablierten sozialdemokratischen Parteien - in Deutschland ebenso wie in Holland, Schweden, Österreich usw. - sind mit Krisenmanagement beschäftigt, mit der Verstaatlichung maroder Banken und bankrotter Unternehmen, mit der Umverteilung der Ressourcen. Sie sind weder in der Lage noch willens, über andere Probleme auch nur nachzudenken, die über die nächste Senkung oder Erhöhung des Leitzinses hinausgehen.

Im Übrigen ist "Fremdenhass" ein Begriff, der punktgenau eingesetzt werden sollte: Wenn die Einwohner von Mecklenburg-Vorpommern gegen Polen zu Felde ziehen, die in dem wirtschaftsschwachen Land investieren, Betriebe aufmachen, Arbeitsplätze schaffen und Steuern zahlen. Oder wenn in Guben Ausländer durch die Stadt gehetzt werden, denen kein anständiger Einheimischer zu Hilfe kommt.

Dagegen sollte nicht von "Fremdenhass" geredet werden, wenn Dazugekommene gebeten werden, die Bräuche und Gesetze des Landes zu beachten, in dem sie gerne arbeiten und leben möchten. Dazu gehört neben der Schulpflicht auch der Verzicht auf familiäre Traditionen, die mit Blutbädern enden.

von Henryk M. Broder
spiegel.de