Warum wenig Entwicklungshilfe oft mehr bringt

Italien, Irland und Österreich haben ihre Entwicklungshilfe gekürzt. Die Spendenbereitschaft von Privatpersonen sinkt. Und selbst Überweisungen von Immigranten in ihre Heimatländer dürften nach Schätzungen der Weltbank in diesem Jahr um sieben Prozent zurückgehen.

Doch was auf den ersten Blick als Drama erscheint, könnte bei genauerem Hinsehen eine Chance sein. Denn damit werden viele der betroffenen Staaten nun gezwungen, sich umzuorientieren, weg von den Geldströmen aus dem Norden, hin zu einer eigenverantwortlichen Wirtschaftspolitik.

Zuletzt machte vor allem die sambische Investmentbankerin Dambisa Moyo mit ihrem Buch „Dead Aid“ Schlagzeilen. Sie hält die Entwicklungshilfe sogar für eine wesentliche Ursache der Armut in Afrika. „Entwicklungshilfe produziert Inflation, Schulden, Bürokratie und Korruption“, fasst sie ihre Haltung zusammen. Zudem mache sie die Menschen abhängig, indem sie jeden Geschäftssinn zerstöre.

„Zuallererst ist es die Verantwortung der jeweiligen Länder selbst, ihre Wirtschaft zu entwickeln“, sagt Wolfgang Kroh, Vorstandsmitglied der KfW-Bank und seit 38 Jahren im Bereich der Entwicklungshilfe tätig. Entscheidend sei, dass die einheimischen Eliten sich für das Land engagieren und nicht nur für ihre jeweilige Familie oder Klientel.

„Die Länder sollten sich nicht mehr länger auf Almosen verlassen“, sagt daher Stephan Klasen, Professor für Entwicklungsökonomik an der Universität Göttingen. Stattdessen sollten sie beispielsweise ihr Steuersystem reformieren. Denn es gibt in diesen Staaten durchaus eine Mittel- und Oberschicht, auch wenn deren Anteil an der Gesellschaft kleiner ist als in den Industriestaaten. Diese Schichten tragen bislang jedoch meist so gut wie gar nichts zum Ausgleich innerhalb ihrer Gesellschaften bei. Im Gegenteil: Die Eliten schaffen ihr Vermögen meist außer Landes.
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