Jedem weitsichtigen Ökonomen war schon bei der Geburtsstunde klar, dass der Euro eine fatale Fehlkonstruktion ist. Eine Währung hat die wichtige Funktion Ungleichgewichte in den Außenbilanzen zwischen einzelnen Volkswirtschaften
auszugleichen. Wenn also ein Land wie die BRD strukturell große Überschüsse in seiner Leistungsbilanz aufwies und Spanien beispielsweise große Defizite, dann stieg die D-Mark und die Peseta fiel an den Devisenmärkten. Dafür konnten sich die Deutschen günstige Ferien in Spanien leisten und die Spanier mussten zu Hause bleiben.
Neben der Verschuldung und den hohen strukturellen Defiziten der jeweiligen
Staatshaushalte sind ein zel ne Volkswirtschaften jetzt auch nicht mehr wettbewerbsfähig. Im alten Modell mit eigener Währung müsste als Beispiel die
Drachme heute um mindestens 30 Prozent und die Peseta um 20 Prozent abgewertet werden. Mit dem Euro ist dieser Weg nun aber verbaut. Deshalb muss die Anpassung über die Realwirtschaft, sprich Löhne und Preise, erfolgen, was hoch deflationär wirkt.
Im Prinzip wirkt der Euro für diese Volkswirtschaften wie ein Goldstandard, nur ist diesmal nicht die Goldunterlegung als Maßstab gefordert, sondern die Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands. Die Vorstellung Deutschlands, dass die anderen das deutsche Modell adaptieren, ist nicht nur unrealistisch, sondern auch nicht umsetzbar.
Die deutsche Wirtschaftspolitik ist darauf ausgerichtet, im Inland viel zu
sparen, wenig zu konsumieren und laufend große Überschüsse über den Exportsektor
zu produzieren. In einer Währungsunion müssen sich die Überschüsse und Defizite in etwa ausgleichen. Wenn nun aber die BRD laufend große Überschüsse produziert, sind ihre Währungs- und Handelspartner quasi zu Defiziten verurteilt. Die Südeuropäer
meinen jedoch, dass nicht sie etwas deutscher, sondern die BRD etwas südeuropäischer
werden sollte.
Bei einer Überschuldung muss restrukturiert werden, was für die Gläubiger einem Teilverlust gleichkommt. Damit würden die europäischen Banken getroffen, die ohnehin schon unterkapi talisiert sind. Die Folge wird eine restriktivere Kreditpolitik und eine Regionalisierung des Zinsniveaus im Euroraum sein. Entsprechend werden die schwachen Volkswirtschaften vermutlich einige Jahre stagnieren oder in einer Rezession bleiben. Politisch wird das ungenießbare Kost für alle.
Mit der Finanzhilfe an einen Partner wird die Währungsunion nun auch zur
Transferunion. Das Motto heißt Umverteilung wie im Sozialismus. Für den deutschen Steuerzahler ist das fatal und für Europa langfristig eine Katastrophe, weil man die Starken laufend schwächt und die Schwachen mit ihren Mängeln stärkt. Zudem ist es ein weiterer Bruch der Maastrichter Verträge.
Um den Euro zusammenzuhalten, wird der EZB somit nichts anderes übrig bleiben, als ihre Geldpolitik in Zukunft vermehrt an den schwachen Volks wirtschaften auszurichten. Neben Finanzhilfen und Kreditverlusten wird die Zukunft auch eine strukturell weichere Linie der Geldpolitik der EZB bringen. Damit ist auch die Illusion eines gesunden und starken Euros geplatzt.
Felix W. Zulauf
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