Interview Flemming Rose: Däne fordert zum Kampf gegen Islamismus auf

Die meisten europäischen Staaten ziehen bei der Debatte um die freie Meinungsäußerung falsche Schlüsse. Die Rufe nach neuen Gesetzen, die einzelne Gruppen vor Beleidigungen schützen, werden lauter. Immer mehr Äußerungen werden kriminalisiert. Gleichzeitig wird unsere Gesellschaft vielfältiger, mit der Folge, dass immer neue Minoritäten einen Schutz vor Kränkungen jedweder Art für sich beanspruchen. Setzt sich diese Tendenz fort, wird der Druck in den kommenden Jahren steigen, immer mehr Vorschriften zu beschließen, die immer mehr Äußerungen kriminalisieren. Eine wachsende kulturelle und religiöse Vielfalt wird zunehmend mit einer Einschränkung der Meinungsfreiheit beantwortet.

Für mich ist die Grenze der freien Meinungsäußerung erreicht, wenn zu Gewalt aufgerufen wird. Eine zivilisierte Gesellschaft zeichnet sich durch den Streit der Worte aus. Alles, was darüber hinaus geht, ist Barbarei. Der Unterschied zwischen Worten und Taten ist entscheidend. Das Problem ist, dass diese Unterscheidung heutzutage immer weniger gemacht wird. Kränkende Äußerungen werden mit kränkenden Handlungen gleichgesetzt. Das ist aber falsch. Erst wenn die Worte enden, beginnt die Gewalt.

Die totalitären Ideologien haben ähnliche Muster. Ich denke, dass sich zu wenige vom Islamismus distanzieren, aber die Argumente sind andere als in den 1930ern. Früher hatte man Angst etwas zu sagen wegen der befürchteten Reaktionen. Heute heißt es, man wolle keine schwache Bevölkerungsgruppe treffen, Kritik könne schnell rassistisch werden und so weiter. Deshalb halten wir uns mit Kritik zurück. Ich denke, das ist oft eine schlechte Entschuldigung. In Wirklichkeit geht es um die Angst vor gewalttätigen Reaktionen. Heute fällt es uns schwer zu akzeptieren, dass Gewalt Argument einer öffentlichen Debatte geworden ist. Das passt nicht zu unserem Selbstbild.

interview mit Flemming Rose
auf welt.de